Im Gespräch mit Karola Sakotnik

karola sakotnik_k
Karola Sakotnik: Seit 1. Oktober die neue Geschäftsführerin des Haager Theatersommers im Interview mit Gerhard Stubauer.

 

„Möchte die Haager wieder mehr ins Geschehen einbinden“

 

Seit Anfang Oktober ist die gebürtige Steirerin Karola Sakotnik für die geschäftlichen Belange des Haager Theatersommers zuständig. Erste Eindrücke von Haag, ihre Vorstellungen von der Geschäftsführung und von ihren Wünschen erzählt sie exklusiv im Interview mit dem „Haag Focus!“. Interview: Gerhard Stubauer.

Focus: Sie wurden als Nachfolgerin von Kurt Reitzinger als Geschäftsführerin der HaagKultur GesmbH auserkoren. Wie gefällt es Ihnen in Haag und wann geht’s los mit dem spannenden Job?
Sakotnik:
Mir gefällt es in Haag sehr gut. Die Menschen sind freundlich und nett und ich spüre hier einen großen Zusammenhalt. Der ist auch notwendig, um so etwas Großes wie den Theatersommer umsetzen zu können. Offiziell bin ich seit 1. Oktober für die Geschäftsführung verantwortlich. Doch bereits Mitte September habe ich gemeinsam mit Kurt Reitzinger die Finanzplanung für 2010 gemacht und ein entsprechendes Budget aufgestellt. Und was anderes betrifft, so bin ich sehr viel damit beschäftigt, mich richtig einzuarbeiten. Dabei möchte ich mich bei Kurt Reitzinger für seine tolle Unterstützung bedanken.

Focus: Sie waren aber auch schon den ganzen Sommer über regelmäßig während der Aufführungen in der Stadt…
Sakotnik:
Ja, klar. Mir war es wichtig, von Anfang an dabei zu sein, um auch einen Blick hinter die Kulissen während der Spielzeit werfen zu können. Dadurch war es auch gut möglich, viele Leute – Verantwortliche, Sponsoren, sämtliche Mitarbeiter – kennen zu lernen. Und ich muss sagen, es ist großartig, was hier in Haag gemacht und umgesetzt wird. Ich habe einige Erfahrung in der Branche und kann das deswegen mit ruhigem Gewissen behaupten.

„Der Theatersommer ist zu einem großem Wirtschaftsfaktor geworden“

Focus: Sie haben den großen Zusammenhalt aller Beteiligten angesprochen. Was wollen Sie tun, um das aufrecht zu erhalten oder sogar noch zu verbessern?
Sakotnik:
Mir liegt es sehr am Herzen, dass der Theatersommer auch in der Produktionsphase wieder mehr zu einem Teil von Haag wird. Man darf ja nicht vergessen, dass der Theatersommer zu einem großen Wirtschaftsfaktor geworden ist. Deswegen möchte ich, dass die heimische Wirtschaft Möglichkeiten gekommt, beim Theatersommer noch präsenter zu sein. Zudem sollen auch die Haagerinnen und Haager noch mehr in das Geschehen eingebunden werden.

Focus: Haben Sie bereits Ideen, wie Sie das umsetzen könnten?
Sakotnik:
Wir arbeiten gerade daran, wie wir das konkret machen könnten. Ein Schwerpunkt ist sicher, dass wir die Kommunikation verstärken werden. Mit Kolumnen und Informationen in den Medien – beispielsweise auch im „Haag Focus!“ – werden wir die Bevölkerung und die heimische Wirtschaft regelmäßig über den Theatersommer informieren. Weiters möchte ich auch versuchen, mich wieder mehr um die „Freunde des Haager Theatersommers“ zu kümmern. Das ist eine sehr aktive Gruppe mit vielen guten Ideen. Hier möchte ich die Zusammenarbeit wieder verstärken. Auch mit unserem Gastgeber, Pfarrer Mag. Karl Schlögelhofer, möchte ich enger zusammenarbeiten, um so beispielsweise unglückliche und vermeidbare Terminkollisionen rechtzeitig zu erkennen und diese dann zu reduzieren oder gänzlich aus der Welt zu schaffen.

Focus: Mit der heurigen Produktion „Cyrano von Bergerac“ hat man ja einen unglaublichen Rekord erzielt: 17.000 Besucher in fünf Wochen hat es in den zehn Jahren seit Bestehen des Theatersommers noch nie gegeben. Intendant Gregor Bloéb sprach rückblickend davon, dass heuer bezüglich Spieldauer und Gästeansturm die Grenzen der Belastung für alle Beteiligten aber erreicht wurden. Teilen Sie diese Meinung oder darf es aus Sicht der neuen Geschäftsführerin auch noch „a bisserl mehr“ sein?
Sakotnik:
Aus wirtschaftlicher Sicht wäre ein bischen mehr natürlich immer besser. Man darf nicht vergessen, dass 80% des Budgets durch die Karteneinnahmen abgedeckt werden müssen (je 10% werden von den Sponsoren und von den Subventsgebern (7% Land NÖ, 3% Gemeinde Haag) abgedeckt; Anm.d.Red.). Und deshalb wäre jede zusätzlich verkaufte Karte schön. Und wir brauchen eben auch diese rund 17.000 Besucher um ein ausgeglichenes Budget zu haben. Noch dazu, wo wir ab heuer die Sozialversicherung für die Schauspieler zahlen müssen. Aber grundsätzlich teile ich die Meinung von Gregor Bloéb, dass wir bzw. alle am Theatersommer Beteiligten die Grenze der Belastbarkeit erreicht haben. Es ist großartig, was die freiwilligen Helfer, die Hauptplatzanrainer und auch die vielen Mitarbeiter während des Sommers leisten. Das darf man nicht überstrapazieren.

Focus: Also keine Änderungen?
Sakotnik:
Das einzige was wahrscheinlich geändert wird, ist, dass die Junior-Aufführungen unmittelbar nach den Hauptaufführungen angehängt werden und nicht – wie bisher – in der letzten Woche der Hauptproduktion die Premiere des Junior-Stückes stattfindet. Das heißt, dass dann insgesamt sechs statt fünf Wochen gespielt wird – vier Wochen das Hauptstück, zwei Wochen die Junior-Produktion. Das bringt aber auch für unsere Schauspielkinder Vorteile.

Focus: Immer wieder hört man aus der Bevölkerung Stimmen, die den Spielort vom Hauptplatz weg haben wollen und beispielsweise in den Weißpark verlegen möchten. Wie sehen Sie das – noch sind Sie unbefangen und haben quasi einen Blick von Außen?
Sakotnik:
Der Theatersommer ist, neben dem Ursprung im Theaterkeller, ein Kind der Stadterneuerung und daher genauso wie die Gestaltung des Hauptplatzes ein Teil der vielen Projekte, die in den letzten Jahren in Haag umgesetzt wurden – und bei den Projekten spielt eben vieles zusammen und alles wurde gemeinsam durchdacht. So wurde bei der Neugestaltung des Hauptplatzes auch zu einem gewissen Grad der Theatersommer berücksichtigt, beispielsweise bei der Technik oder den Verkabelungen. Was hier schon vor Jahren vorausblickend geplant und gebaut wurde, kann man nicht einfach ignorieren. Und auch von der künstlerischen Seite müssten wir komplett anders denken und den eingeschlagenen Weg verlassen. Das Konzept, mit den vorhandenen Mitteln ein qualtitativ hochwertiges Sommertheater zu machen und damit auch das Ortszentrum zu beleben, wäre an einem anderen Spielort gefährdet. Diesen erfolgreichen Weg zu verlassen, würde für den Theatersommer und für die gesamte Stadt kein Vorteil sein.

Focus: Was wünschen Sie sich für Ihr erstes Jahr als Geschäftsführerin?
Sakotnik:
Eine schöne Produktion 2010, die sich auch geschäftlich bezahlt macht. Ja und natürlich, dass die Stadt und die Menschen hier so offen bleiben, wie bisher: offene Gedanken und offene Diskussionen – das wird hier in Haag wirklich gelebt. Und wenn ich noch einen dritten Wunsch frei hätte, dann würde ich mir eine gute Zusammenarbeit zwischen der künstlerischen und geschäftlichen Leitung wünschen. Aber hier habe ich sowieso ein sehr gutes Gefühl.

Focus: Abschließende Frage: Auf welches Stück dürfen wir uns im nächsten Jahr freuen?
Sakotnik:
Dazu kann ich leider noch nichts sagen, weil es noch keine Entscheidung gibt. Aber das wird jetzt nicht mehr lange dauern – in den nächsten Wochen oder Tagen wird entschieden und dann werden wir das Stück bekannt geben.

Focus: Vielen Dank für das Gespräch.