Im Gespräch mit Gottfried Schwaiger

Stadtmarketingobmann Gottfried Schwaiger.

„Wir können stolz sein, was wir in Haag zusammengebracht haben“


Seit Ende Jänner 2009 lenkt Stadtamtsdirektor Gottfried Schwaiger die Geschicke des Stadtmarketingvereins „Wir Haager!“. Was er sich damals vorgenommen hatte, was davon umgesetzt werden konnte und wie er seine Zukunft im Stadtmarketingverein sieht, erzählt Schwaiger exklusiv im Gespräch mit dem „Haag Focus!“. Interview: Gerhard Stubauer.

Focus: Vor einem knappen Jahr (Ende Jänner 2009) haben Sie die Obmannschaft für den Stadtmarketingverein „Wir Haager!“ von Christian Illich übernommen. Angelehnt an den amerikanischen Präsidenten Barack Obama sagten Sie damals „Yes, we can!“. Erfüllte sich die damals verbreitete Aufbruchstimmung?
Schwaiger: Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen: Seit 1999 gibt es in Haag den Stadtmarketingverein und es ist nahezu unglaublich, wie viele Projekte in den letzten zehn Jahren gemeinsam mit der Gemeinde, den politischen Entscheidungsträgern und der NÖ. Dorf- und Stadterneuerung umgesetzt werden konnten. Die größten Projekte waren die Gestaltung des neuen Hauptplatzes und die Einführung und Etablierung des Haager Theatersommers, der mittlerweile in der österreichischen Kulturszene einen bedeutenden Status genießt.

„Im Herbst 2008 beschlossen
wir, neu durchzustarten“

Ein sehr wichtiges Projekt für die Wirtschaft war die Einführung der Haager Einkaufsgutscheine. Durch die Gutscheine konnte mittlerweile beinahe eine Million Euro an Kaufkraft in Haag gebunden werden. Die Einkaufsgutscheine sind zudem nicht nur für die Haager sondern auch für Menschen aus umliegenden Gemeinden ein sehr attraktiver Geschenkegutschein.  Ein großer Dank für diese Projekte und all diese Arbeit möchte ich hiermit nochmals Christian Illich aussprechen, der den Verein lange Jahre geführt hat. Ein ebenso großer Dank gebührt Kurt Reitzinger für die Leitung des Theatersommers und Mag. Christian Mitterlehner, der über die NÖ Dorf- und Stadterneuerung eine Menge Fördergelder nach Haag geholt hat. Um nun konkret auf die Frage zu kommen: Aufgrund der vielen Projekte, die bereits umgesetzt wurden und die viel Kraft und Energie kosteten, machten sich gewisse Ermüdungserscheinungen breit. Daher beschlossen wir – noch im Herbst 2008 – das Stadtmarketing wieder neu durchzustarten. Und ich glaube, dass wir in diesem Jahr gezeigt haben, dass es mit frischer und neuer Energie wieder gelungen ist, den Verein zu aktivieren und wieder Projekte umzusetzen. Das „Yes, we can!“ erfüllte sich daher aus meiner Sicht – nun heißt es aber auch, entsprechend am Drücker zu bleiben und ebenso intensiv weiterzuarbeiten.

Focus: Eine Herzensangelegenheit in diesem Jahr war Ihnen die Belebung des Zentrums…
Schwaiger: Einerseits war es wichtig für Kurt Reitzinger eine entsprechende Nachfolge zu finden, um den Theatersommer zu sichern, denn natürlich ist das Sommertheater der stärkste Impulsbringer für das Zentrum – heuer kamen rund 17.000 Besucher, die den Hauptplatz während des Sommers in ein lebhaftes Zentrum verwandelten. Ich denke, mit der neuen Theatersommer-Geschäftsführerin Karola Sakotnik wurde eine professionelle und erfahrene Person gefunden, die die wirtschaftlichen Geschicke und die gesellschaftliche Verantwortung des Theatersommers entsprechend positiv leiten und gestalten wird. Damit sollte garantiert sein, dass der Hauptplatz den Sommer über auch weiterhin ein lebhafter Umschlagsplatz in der Region bleibt.

„Belebung des Zentrums ist
eines der Schwerpunktthemen“

Andererseits versuchten wir, zusätzliche Aktivitäten durchzuführen, um den Hauptplatz mit Menschen zu füllen. Daher wurde
heuer erstmalig auch der Haager Kunsthandwerksmarkt durchgeführt. Leider machte uns zwar das Wetter einen Strich durch die Rechnung aber man hat gesehen, dass der Kunsthandwerksmarkt auf jeden Fall ausbaufähig und ein Mosaiksteinchen ist, das Zentrum zu beleben. Ein weiteres Projekt, um die Menschen von Nah und Fern in den Ort zu ziehen, wird gerade ausgearbeitet. Aber ganz wichtig ist natürlich auch das Adventdorf, mit dem garantiert ist, dass während des Dezembers  viele Leute ins Zentrum kommen und hier ihre Weihnachtsgeschenke kaufen.

Focus: Kürzlich wurde Haag mit dem LandLuft Baukultur-Gemeindepreis ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung?
Schwaiger: Das ist eine Bestätigung, dass der vor zehn Jahren eingeschlagene Weg richtig ist. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage ist es aber nun für alle österreichischen Gemeinden sehr schwer geworden, neue größere Projekte zu verwirklichen.

„LandLuft Baukultur-Gemeindepreis
ist Bestätigung unseres Weges“

Die Auszeichnung des Vereins LandLuft (www.landluft.at; Anm.d.Red.) und des österreichischen Gemeindebundes wurde an nur acht Gemeinden verliehen, die gemeinsam mit der Bevölkerung Projekte umgesetzt haben, um öffentliche Plätze und Räume zu gestalten und zu beleben. Kern der Sache ist, dass die heimische Bevölkerung motiviert werden soll, Verantwortung zu übernehmen und ihre unmittelbare, öffentliche Lebenswelt selbst zu gestalten. Theatersommer, Arkade oder die Gestaltung des neuen Hauptplatzes basierten in Haag nicht auf sturen Entscheidungen von Einzelpersonen, sondern es wurde versucht, die Bevölkerung soweit wie möglich in die Entscheidungen miteinzubinden. Das wurde und wird in Haag auch tatsächlich so durchgeführt – und dafür gab es nun auch diese Auszeichnung, die nicht der Gemeinde oder dem Stadtmarketingverein gehört, sondern allen Haagerinnen und Haagern.

Focus: Mega-Einkaufszentren in den umliegenden Großstädten sind eine große Konkurrenz zur heimischen Wirtschaft und ziehen Kaufkraft ab. Was tut das Stadtmarketing, um die heimischen Geschäfte und Betriebe bei der Bevölkerung, den Konsumenten und Käufern, attraktiv zu machen?
Schwaiger: Ein Thema, das mir auch besonders wichtig ist. Deshalb versuchten wir mit einigen Aktionen den Menschen bewusst zu machen, was die heimische Wirtschaft leistet. Und zwar nicht nur hinsichtlich ihrer Produkte und Dienstleistungen sondern auch hinsichtlich des gesellschaftlichen Wertes, den diese Unternehmen leisten. Mit der derzeit laufenden Plakataktion wollen wir deutlich machen, wie viele Menschen eigentlich in Haag ihren Arbeitsplatz finden und dass hier auch eine Menge junger Haager einen Arbeitsplatz in Form einer Lehrstelle finden. Kaufen die Menschen in Haag ein, tragen sie daher auch am Wohlstand ihrer unmittelbaren Lebenswelt bei. Dass ein Einkauf zu Hause zudem Kilometer und Nerven spart, muss ich ja eigentlich gar nicht mehr erwähnen.

Focus: Großes Gesprächsthema in den Gasthäusern sind derzeit auch die Bierdeckel, auf denen Haager Wirtschaftstreibende der verschiedensten Branchen abgebildet sind. Gibt es eine Fortsetzung der Aktion?
Schwaiger: Derzeit sind wir am Überlegen, welche Branchen wir für die nächste Kampagne unter dem Titel „Made in Haag“ auswählen. Wir werden diese dann zuerst wieder auf einem 16-Bogen-Plakat groß präsentieren und anschließend wieder auf Bierdeckel in den Gasthäusern verteilen. Durch diese Kampagne wollen wir auf die große Branchenvielfalt in Haag hinweisen. Es gibt hier fast nichts, was man nicht bekommen würde.

Focus: Damit der Stadtmarketingverein überhaupt funktioniert und entsprechende Mittel hat, um ordentlich arbeiten zu können, bedarf es großer Unterstützung seitens der Wirtschaft. In den letzten Jahren war zu beobachten, dass die Mitgliederanzahl und somit auch die Mitgliedsbeiträge rückläufig waren. Hier hat sich aber in diesem Jahr einiges getan…
Schwaiger: Ja, ohne Unternehmen und deren Mitgliedsbeiträge würde es nicht gehen.  Aber auch da haben wir heuer etwas zusammengebracht, auf das wir zu Recht stolz sein können: Innerhalb eines Jahres ist es gelungen, den Mitgliederstand nahezu zu verdoppeln – derzeit gibt es rund 130 Mitglieder, im November 2008 hatten wir gerade noch 66. Darüber freue ich mich persönlich sehr. Ich diesem Zug möchte ich mich bei allen Mitgliedern bedanken und die neuen nochmals herzlich begrüßen.

„Mitgliederstand wurde innerhalb
eines Jahres nahezu verdoppelt“

Gleichzeitig ist das aber für mich und den Vorstand auch wieder eine Motivation, da es zeigt, dass die Wirtschaft uns gerne unterstützt, da wir offensichtlich gute Arbeit leisten, die entsprechend geschätzt wird. Weitere Mitglieder sind uns herzlich willkommen. Diese werden über die Zeitung „Haag Focus!“ sowie über das Internet der Bevölkerung bekannt gemacht.

Focus: Grundsätzlich wurde vereinbart, die Obmannschaft nach einem Jahr abzugeben und an Mag. Christian Mitterlehner weiterzugeben. Haben Sie nicht doch noch Lust, die Arbeit weiterzumachen? Projekte gäbe es ja noch genug.
Schwaiger: Es war ein tolles, interessantes und aber auch sehr arbeitsintensives Jahr. Es hat mir viel Spaß und Freude gemacht und es stimmt – es gibt noch viele spannende Herausforderungen und Dinge, die darauf warten, umgesetzt zu werden. Aber wir haben den Wechsel im Vorjahr so vereinbart und ich denke, wir sollten das daher auch so machen. Etwas Zeit haben wir ja noch und dann werden wir uns zusammensetzen und darüber  reden.